Wir erinnern uns: Ostern war Dresden die Endstation von Tour Nr. 4 meiner Deutschlandrunde. Und genau da soll es heute weitergehen. So die Bahn will. Gerade wenn man mit dem Fahrrad und der Bahn unterwegs ist, kann einen so manche böse Überraschung treffen. Einfach einen anderen Zug nehmen, wenn der gebuchte ausfällt, ist nämlich nicht. Und nach den Erzählungen von anderen Bahnreisenden in letzter Zeit stellte ich mir schon vor, wie mein Rädchen und ich irgendwo stranden.
Weit gefehlt. Klar, ein Bahnsteigwechsel angekündigt drei Minuten bevor der Zug einfährt sorgt noch für eine kleine Aufregung und einen Stau an der Rolltreppe (die man sowieso mit dem Rad nicht benutzen darf) aber sonst: reibungslos! Ein letzter Blick auf den Dom und los geht’s.

Ab Frankfurt wird es voll im Zug. Ungemütlich voll. Ich stelle in Gedanken eine Top Five der schlimmsten Bahnunannehmlichkeiten auf. Platz 5: Handynutzer, die lustige Videos, die sie von Tanten und Onkeln zugeschickt bekommen haben, auf jeden Fall sofort und mit laut plärrendem Ton ansehen müssen. Platz 4: die Klimaanlage funktioniert und es ist kalt. Patz 3: wahlweise ein Kegelclub, eine Schulklasse oder eine Auswärtstourgruppe, wenn nicht der eigene Verein betroffen ist. Platz 2: die Klimaanlage funktioniert nicht und es ist viel zu warm. Platz 1: Reisende, die mit ihrem viel zu breiten Rollkoffer in Wagen 1 einsteigen und dann bis zu ihrem Platz in Wagen 8 durch den Zug laufen.
In Leipzig dann der Neuzugang. Von null auf Eins. Ein Pärchen mit Döner betritt den Wagen und lässt sich, nur durch den Gang getrennt, direkt neben mir nieder. Ich werde olfaktorisch aufrüsten – das liegt ja sowieso gerade im Trend – und mir für alle Fälle für die nächste Bahnreise schwedischen Dosenfisch besorgen.
Ich komme also pünktlich in Dresden an, das Dönerpärchen hatte mittlerweile alles weggemampft, die Sonne scheint und ich bin guter Dinge. Dresden sieht noch fast so aus wie im Frühjahr, nur die Carolabrücke gibt kein gutes Bild ab.

Das restliche Elbensemble ist natürlich pittoresk wie immer. Eine Prise Ostalgie der netten Art finde ich auch noch und vielleicht hätte die Carolabrücke ja unter den Autos aus Zwickau nicht so ächzen müssen.

Dann geht es raus aus Dresden in den Landkreis Sächsische Schweiz – Osterzgebirge. Ich radle an der Weißeritz entlang durch Freital und Tharant. Das enge Tal präsentiert sich einerseits in farbenfroher Herbsttönung, andererseits aber etwas in die Jahre gekommen mit dominanter Landstraße und viel Leerstand. Mit dem richtigen Blickwinkel erwischt man aber das ein oder andere nette Kirchlein und leuchtende Häuser in Abendsonne.



Dann ist es aus mit der moderaten Steigung. Nach Fördergersdorf erwischt mich noch ein giftiger Anstieg. Ein Vorgeschmack auf morgen, wenn es rauf und runter geht im Erzgebirge.

