16.10. Erzgebirge II

So groß sieht das auf der Karte gar nicht aus, aber mir scheint‘s, das Erzgebirge ist nicht nur hoch, sondern auch breit. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass man vor lauter hoch und runter fahren nicht so richtig voran kommt. Jedenfalls habe ich heute noch fast den ganzen Tag gebraucht, um es wieder zu verlassen.

Nach Annaberg werde ich wohl nicht mehr fahren. Ich habe ja gestern schon mein Leid mit schlechter Radinfrastruktur geklagt und so geht es heute morgen weiter. Auf dem ersten Kilometer verliere ich schon etwa 50 Höhenmeter auf Kopfsteinpflaster. Da hat man nichts von, gar nichts. Man hängt nur an der Bremse und flucht, weil die Abfahrt nur aus von Steigungen geliehener Höhe besteht. Das Resultat folgt unmittelbar, es geht 150 Meter hoch. Allerdings, und da möchte ich jetzt das westliche Erzgebirge mal ausdrücklich loben, führt meine Route heute nur sehr wenig über Landstraßen, sondern viel über Felder und ausgewiesenen Radstrecken. Hügelig bis bergig bleibt es trotzdem.

Kurz hinter Schwarzenberg stößt man dann auf einen flussbegleitenden Radweg nach Lauter und Aue. Super, denke ich, da geht es ja voran. Und nichts kann mich aufhalten, auch nicht dieses blöde Schild:

Und wenn der Erzgebirgler sagt ‚du fährst hier nicht her‘, dann meint der das auch so und fährt stärkeres Gerät auf:

Jetzt haben wir Dich, frohlockt der Erzgebirgler, Du fährst brav alles wieder zurück. Aber die kennen mich nicht. Sehr Ihr links neben dem Bagger die Lücke? Taschen ab, Rad getragen, dann die Taschen geholt und schwupps weitergefahren, nicht ohne dem gemeinen, verbotsschilderaufstellenden Erzgebirgler noch eine lange Nase zu drehen.

Gut gelaunt erreiche ich dann also Aue, wovon ich nur den Fußballverein kenne und daher auch mit gefährlichem Viertelwissen annahm, dass hier wohl mal Wismut abgebaut wurde. Stimmt aber nicht. Hier wurde kein Bismut (so heißt wohl das Element eigentlich, gibt es auch im Erzgebirge) abgebaut, sondern Uran für die Atomkraftwerke in der Sowjetunion. Der Fußballverein wurde nach der Wiedervereinigung einfallsreich umbenannt in FC Erzgebirge Aue, macht jetzt auf Kumpelverein und spielt in der dritten Liga. Und wenn Aue nicht so bescheiden am Arsch der Welt liegen würde, wäre das Stadion auf jeden Fall eine Auswärtstour wert.

Irgendwas wurde da gerade gehandwerkelt und so konnte ich mich schnell mal bis hinters Tor schummeln und ein paar Bilder machen.

Aue selbst gibt nichts her, sieht nach ehemaliger Industriestadt aus, leider völlig ohne Aufenthaltsqualität (noch eine Parallele zu Gelsenkirchen?). Vielleicht erbarmt sich mal ein Stadtplaner und wertet zumindest mal die flussnahe Innenstadt auf.

Aues schönste Seite – neben dem Stadion

Von Aue aus führt dann der quasi futschhagelneue Mulderadweg auf einer alten Bahntrasse mit Superbelag und gleichmäßiger, geringer Steigung Richtung Süden. Der Mulderadweg ist hier auf einer Strecke von etwa 15 km fertiggestellt, ein Highlight ist die Durchfahhrt durch den Bahntunnel:

Leider endet der Ausbau an der Talsperre Eibenstock und die Route führt weiter, zwar an der Mulde entlang und immer in Sichtweite der stillgelegten Bahnschienen, aber über nicht befestigte Waldwege. Und falls Ihr mal hier ins Erzgebirge zum Radfahren kommt, dann vermeidet unbefestigte Waldwege. Anscheinend wurden da alle Steine verwendet, die bei den vielen Bergwerken hier als Abraum auftauchten. Es fährt sich höllisch und man sollte unbedingt unplattbar fahren.

Die letzten Kilometer geht es dann noch mal tüchtig hoch nach Falkenstein. Falkenstein liegt nicht mehr im Erzgebirge, sondern schon im Vogtland. Und es tut mir wirklich leid, aber für Falkenstein sieht es nicht gut aus, trotz der schönen Gegend hier. Sehr viel Leerstand und dann noch dies:

Aber das Rathaus kann sich sehen lassen:

Leider gibt es keinen Platz dazu
74,7 km – 1040 hm

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