3 Grad und herrlichster Sonnenschein erwarten mich beim Tagesstart. Dann verlasse ich Brieskow Finkenheerd. Vorher halte ich noch ein Schwätzchen mit Fischermeister Schneider. Was ich gestern noch als Räucherei bezeichnet habe, ist eher ein mittelgroßer Fischzuchtbetrieb und das ganze Dorf ist von der Angelei geprägt. Schneider ist befreundet mit Tourteufel Didi Senft und von dem stammt ein sehr großer Metallfisch aus etwa 10000 Klingeldeckeln im Vorgarten.


Dann geht es über Wiesen und Felder zurück an den allerbestens ausgebauten Oderradweg.

Dort ist es – obwohl auch hier Osterferien sind – sehr leer. Also wirklich leer. Außerhalb von Ortschaften begegnen mir heute genau drei Radler. Ein Pärchen mit E-Bikes und ein Radler, der mich durch Handzeichen zum Anhalten bringt, weil er sich so freut, dass er den ersten Reiseradler in diesem Jahr gesehen hat. Wir plaudern noch etwas, doch davon später.
Eisenhüttenstadt ist eine Stadt, die fast komplett geplant und bis auf den direkt an der Oder gelegenen Stadtteil Fürstenberg erst in den 50ern entstanden ist. Damals hieß das ganze noch Stalinstadt, aber den fand man dann auch hier nicht mehr so toll. Heute kann man hier sehr schön die Entwicklung des DDR-Städtebaus sehen. Die ältesten Blöcke bestehen aus stilvollen Häusern mit viel Platz, damals für Höfe und Grünflächen, heute leider auch für viele Autos.




Leider setzte sich dann doch der Grundsatz durch, einheitlicher, standardisierter und günstiger zu bauen und so entstand der Plattenbau, der auch die weiter äußeren Planungsviertel dominiert. Schade.
Vom etwa zwei Kilometer entfernten Zentrum geht es wieder zurück an die Oder. Der Abstecher nach Eisenhüttenstadt bleibt die einzige wirkliche Abwechslung einer ansonsten recht langweiligen Tour. Zwischen den Städten Frankfurt, Eisenhüttenstadt, Guben und Forst liegen jeweils so etwa 20 – 30 Kilometer und ein oder zwei Dörfer. Da hier offensichtlich noch nichtmal Nebensaison ist, gibt es hier so viel gastronomische Angebote wie gute Karnevalslieder in Düsseldorf. Da freut man sich schon über ein verlassenes Fabrikgebäude.

Dazu kommt heute mittelstarker Südostwind. Ich hatte es letzten Sommer schon erwähnt: Da Flüsse und Wind jeweils ihre einmal eingeschlagenen Richtungen nur sehr schwerfällig ändern, ist Gegenwind bei einem Flussradweg scheiße, das kann man leider nicht anders sagen. Keine Menschen, keine Gastro, Gegenwind, hier will doch keiner wohnen. Jetzt zurück zum Radler von oben. Der ist nämlich vor etwa 10 Jahren nach diversen Lebensstationen in Westdeutschland (Hannover, Stuttgart) hierhin gezogen und findet das alles super. Sachen gibt‘s.
Heute sind mir weder Deutschlandfahnen noch deutsche Schäferhunde aufgefallen, dafür aber das hier:

Da fällt mir sofort ein Witz von einem belgischen Maulwurf ein, der ist aber nicht pc und kann hier nicht erzählt werden. Wahrscheinlich ist er auch aus der Zeit gefallen.

Zwischendurch verabschiedet sich die Oder nach Polen und die Neiße übernimmt die Grenzbewachung. Nachdem ich mich noch etliche Kilometer gegen den Wind gekämpft habe, erreiche ich Forst in der Lausitz. Als ich den Hotelmenschen frage, wo man denn essen könne, schaut er mich etwas mitleidig an und sagt was von Dienstag. Immerhin, Rewe hatte auf. Und dann habe ich im Dämmerlicht noch diese freundliche Kirche gesehen und will mal das Positive hier herausstellen.

Das Beitragsbild auf der Hauptseite zeigt ein jetzt wieder genutztes Wasserkraftwerk an der Neiße.


Lieber Udo
Welch triste Gegend da oben!
Hoffe, dass Du trotzdem noch was zu essen bekommen hast!
Weiterhin gutes Radeln und dafür geeignetes Wetter wünsche ich Dir!
Pass auf Dich auf,liebe Grüße Mama
Klingt ja bisher noch einem einem durchwachsenen Vergnügen bei dir. Über die Ostertage gibt es bestimmt aber mehr Radler auf deinen Wegen, oder bleibst du da irgendwo stationär? Es soll ja doch wärmer werden. Viel Spass noch aus dem wolkigen und windigen Köln
Wer erinnert sich nicht an den legendären Europapokal-Auftritt von Stahl Eisenhüttenstadt (der VfL Wolfsburg der DDR).
Bau bloß keinen Platten!