28.03. Quitten in Zittau

Bevor man mich hier der Nörgelei bezichtigt: Heute war der fast perfekte Radeltag. Aber von vorne.

Ob des Regens in der Nacht bin ich mit dem Wegpacken der Regenkleidung zögerlich, aber just als aus meinem Zimmer trete, um das Rad zu beladen, hört es auf zu regnen.

So fahre ich in hoffnungsvoller Erwartung auf die vor mir liegenden Highlights, aber auch in banger Befürchtung der angekündigten Windböen los.

Das erste Ziel ist ein Geographisches, nämlich der östlichste Punkt Deutschlands. Der ist etwas abseits von Straßen und Wegen nur über sehr matschige Trampelpfade zu erreichen und es mangelt ihm auch ein wenig an Eleganz. Da hilft auch das Tischtuch auf der Bierbank nicht. Trotzdem muss man natürlich da gewesen sein.

Immerhin gibt es ein Zipfelbuch

Mein Weg führt heute über Felder und freie Flächen und durch sehr schöne Waldstücke. Bei den freien Flächen bin ich verwundert, wie viele Schimpfworte mir noch so einfallen, die ich dem Wind entgegen schleudre. Und wer mich jetzt Jammerlappen nennt, hier das offizielle Dokument zur Entschuldigung.

Görlitz und Zittau wurden beide im zweiten Weltkrieg kaum zerstört. Und glücklicherweise wurde der Abriss der Innenstädte, die in der DDR nicht mehr zur sozialistischen Einheitswohnpolitik passten, durch die Wende verhindert. So ist Görlitz heute ein sehr pittoreskes, aber keineswegs mondänes Städtchen mit einer Altstadt, die man sich auch sehr schön mit Außengastronomie vorstellen kann. Dafür mangelte es heute etwas an Temperatur. Die zahlreich stattfindenden Führungen bestätigen allerdings auch den Ruf Görlitz als Rentnerparadies.

Hinter Görlitz wird es wieder waldiger und damit auch weniger windig, das Radfahren macht so was von Spaß. Das Neißetal wird hier deutlich enger. Aber ahnungslos war man auch schon an der Elbe.

Die Fahrt bleibt kurzweilig, es gibt immer wieder was zu sehen, lustige Ortsnamen und schöne Klosteranlagen und Zeugnisse der in der Lausitz stark vertretenen Braunkohleförderung.

Ich durchquere Zittau und besuche noch flott den Dreiländerpunkt. Auch wenn man es nicht direkt erkennt, es sind wirklich drei, die deutsche Fahne war wohl gerade in der Reinigung oder so. Ansonsten auch sehr unspektakulär. Beim Dreiländereck D-NL-B gibt es tüchtig Halligalli.

Der Fahnenmast hinter der Neiße steht in Deutschland

Pünktlich als ich meine Unterkunft für heute erreiche, fängt es wieder an zu regnen. Timing ist alles.

Auch Zittau hat eine fast intakte Altstadt, allerdings im Gegensatz zu Görlitz mit viel Leerstand und in teilweise schlechtem Zustand. seit der Wende hat die Einwohnerzahl Zittaus um 40 % abgenommen. Entsprechend günstig sind Miet- und Kaufimmobilien. Von Wohnungsnot ist hier nichts zu spüren. Aber wie will man hier Menschen hin bewegen? Es gibt immerhin eine Uni, aber am Arsch der Welt liegt das hier trotzdem. (War das jetzt rassistisch?)

Marktplatz mit Rathaus

In Zittau gibt es noch ein schönes Beispiel, wie spät-DDR-Architektur aufgewertet werden kann. In einem kleinen Viertel wurde viel Kunst an den Häusern angebracht, das Ergebnis ist sehr freundlich.

Platte mal anders
74 km – 405 hm

5 Kommentare

  1. Bevor man mich hier der Nörgelei bezichtigt: Deine Rechtschreibung ist im Grunde sehr gut! Ich fand fast nur einen kleinen, bzw. großen Fehler, einen Ortographischen.

    1. Hallo Markus (Söder?)!
      das ist hier nicht ihr Bundesland. Auf seiner Website bestimmt nur einer was Richtig- und was Falschschreibung ist. Wäre der gute Udo jetzt hier, er zitierte gewiss König Sigismund: “ … ich stehe über der Grammatik.“

  2. Während deinen sozialismuskritischen Betrachtungen in Zittau (letztes Foto), ist das nicht der mit den Armen fuchtelnde Baum aus einer der vorherigen Episoden? Er scheint dir zu folgen. Beunruhigend.

  3. Sorry, ich schon wieder, es ist Karfreitag, Vergnügungsverbot.

    Die Grenzerfahrungen, die du so machst, sind ja doch insgesamt eine ziemlich windige Sache. Bei der Recherche, ob du wirklich in Emden warst, begegnete mir der Satzteil „…wer mich hier einen Jammerlappen schimpft, dem sei das folgende Bild gezeigt…“. Frappierende Ähnlichkeit.
    Ich wünsche dir dann aber jetzt noch ein paar Schön-Wetter-Tage mit weniger, ich sag mal so, Weh-Leidigkeit.

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